2007-11-12

Road Trip to Russia

Nachdem ich nun endlich meine zu Anfang über 1.000 Photos zählende Bildersammlung von unserem Russland-Trip halbwegs sortiert und reduziert habe, finde ich hiermit endlich die Zeit und Muße den lange überfälligen Reisebericht nachzureichen.

Los gings am 30.10.2007. Da der eigentliche Trip - organisiert von einem finnischen Reiseveranstalter in Zusammenarbeit mit dem Erasmus Student Network - in Stockholm startete, fuhr ein Großteil der Linköpinger mit dem normalen Linienbus dorthin. Aufgrund unserer großzügigen Zeitplanung waren wir unter den Ersten am Fährterminal und konnten beobachten wie nach und nach die insgesamt knapp 50 Teilnehmer von Universitäten aus ganz Schweden eintrafen. Austauschstudenten aus Linköping, Stockholm, Göteborg, Lund, Uppsala, Jönköping und Norrköping waren mit von der Partie. Insgesamt ein nationalitätentechnisch bunt zusammengewürfelter Haufen, und die Stärke der deutschen Fraktion war geringer als erwartet.
Die erste Nacht verbrachten wir dann auf der Fähre gen Finnland. Bereits hier deutete sich die Richtung an, in welche es in den nächsten Tagen noch verstärkt gehen sollte: viel Party und sehr wenig Schlaf... Am nächsten Morgen betraten wir in Turku finnischen Boden und bestiegen unseren Reisebus, der uns in den kommenden Tagen hunderte von Kilometern über finnische und russische Straßen befördern sollte. Dabei leisteten unsere beiden finnischen Busfahrer-Originale Kimi und Erki einen großartigen Job und ließen sich selbst durch widrige russische Straßenverhältnisse, Verkehrschaos und auf unterschiedlichste Art verursachte Verspätungen so gut wie niemals aus der Ruhe bringen. Dabei standen sie uns mit kleineren Drohungen und Warnungen der Sorte "Don't do anything stupid!" - in brüchigem Englisch und mit dem unverkennbaren finnischen Akzent - wohlmeinend zur Seite.

Der zweite Tag verlief relativ unspektakulär, schließlich saßen wir annähernd zwölf Stunden im Bus, ehe wir am Abend St. Petersburg erreichten. Erwähnenswert sind vielleicht noch die drei (oder waren es sogar vier?) Kontrollen die wir im Grenzgebiet zwischen Finnland und Russland über uns ergehen lassen mussten. Desweiteren interessant und amüsant war der sogenannte "Mobile Russian Money Exchange": Auf einem Parkplatz kurz nach der russischen Grenze näherte sich unserem Bus ein heruntergekommener weißer Transporter (wie wir später beobachten konnten waren dessen Fahrer und unsere beiden Busfahrer alte Bekannte, und Kimi und Erki konnten ihre Provision in Form von zwei Paletten Bier einstreichen), die Ladefläche voll mit Bier, Wodka, Champagner, Zigaretten usw. Zu günstigen Preisen konnte man sich hier schonmal mit dem Nötigsten eindecken. Zudem fungierte das Gefährt als mobile Wechselstube und wir konnten unsere Euros zu einem aktzeptablen Kurs gegen Rubel eintauschen. Fraglich nur wie der Fahrer auf den einsamen russischen Straßen seine Sicherheit gewährleistet, wo er doch immer mit fünfstelligen Euro-Beträgen in der Tasche herumkutschiert. Aber vielleicht hat er ja unter dem Sitz sein AK-47 liegen...
Direkt nachdem wir unsere Zimmer (ich teilte meines mit Steffen) im Hotel Ladoga bezogen hatten - welches mich ebenso wie unser Hotel in Moskau positiv überraschte - machten wir uns auf Richtung "Newski-Prospekt" (die Hauptstraße der Stadt) um das nächtliche St. Petersburg zu erkunden. Nach einem guten russischen Essen in einer kleinen urigen Kneipe zogen wir weiter ins "Griboyedow", einem Club in einem ehemaligen Luftschutzbunker. Von der Location und der Musik her durchaus sehens- bzw hörenswert! Dort ließen wir den Abend ausklingen. Zurück ins Hotel gings per Taxi, wobei hier die Preise erheblich schwanken und durch gutes Verhandlungsgeschick immer wieder erstaunliche Verbilligungen erzielt werden können. Ein Preisvergleich am nächsten Tag belegte, dass andere für dieselbe Strecke zwischen 100 und 150 Prozent mehr bezahlt hatten. Am günstigsten fährt es sich mit den "inoffiziellen" Taxen, irgendjemand findet sich wohl immer der dich für ein paar Rubel nach Hause fährt... Vom Zustand der jeweiligen Beförderungsmittel (bevorzugt Lada) und den waghalsigen Fahrmanövern der Russen will ich gar nicht sprechen, sowas sollte man am besten mal selbst erlebt haben ;)

Nach wenigen Stunden Schlaf began der dritte Tag mit einer geführten Sightseeing-Tour per Bus quer durch St. Petersburg. Sehenswürdigkeiten wie "Auferstehungskirche" und "Isaakskathedrale" standen auf dem Programm. Am Nachmittag besuchten wir dann die "Eremitage", eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt, in welchem es in mehr als 1.000 Sälen über 60.000 Exponate zu sehen gibt. Wirklich beeindruckend! Abends hatten wir Karten für eine "Russian Folk Dance Performance", welche meines Erachtens etwas zu touristisch aufgemacht war, unterm Strich aber doch ganz nett anzuschauen.





Am Morgen des vierten Tages hieß es wieder einmal "all luggage to the buses". Mit demselbigen gings dann vor die Tore der Stadt nach Puschkin, wo wir den "Katharinenpalast" besichtigen konnten, in dem sich bekanntlich die Rekonstruktion des berühmten Bernsteinzimmers befindet. Den Nachmittag verbrachten wir dann erneut in der Stadt auf und um den "Newski-Propekt". Gegen Abend unternahmen wir noch einen längeren Fußmarsch entlang der Neva zur "Peter-und-Pauls Festung", wobei sich uns ein toller Blick auf das hell erleuchtete St. Petersburg bot.
Danach brachen wir zu unserem ersten Overnight Drive Richtung Moskau auf. Wer annahm, dass sich die Hauptverbindungsstraße zwischen diesen beiden großen Städten eigentlich in einem halbwegs guten Zustand befinden sollte, wurde schnell eines Besseren belehrt. Man könnte sie durchaus als Schlaglochpiste übelster Sorte bezeichnen, was unsere Busfahrer allerdings nicht davon abhielt diese mit beträchtlicher Geschwindigkeit zu befahren. An Schlaf war anfangs somit nicht zu denken, zumal die Fraktion der trinkfreudigen Australier im hinteren Teil des Busses eine kleine Party veranstaltete. Erst zu fortgeschrittener Stunde wurde die durch den Schlafmangel der letzten Nächte hervorgerufene Müdigkeit so groß, dass allmählich Ruhe einkehrte und man zwischen Phasen dämmernden Halbschlafs einige Minuten richtigen Schlafs genießen konnte. Ich tat mich dabei trotz viel zu geringer Beinfreiheit und daher äußerst unbequemer Schlafposition leichter als manch anderer - was man nicht alles bei der Bundeswehr gelernt hat ;)

Der Vormittag des fünften Tages begann nach unsere Ankunft in Moskau mit einer weiteren geführten Sightseeing-Tour per Bus. Viele hätten wohl lieber noch weitergedöst, doch die beeindruckende Kulisse Moskaus zog unsere Aufmerksamkeit auf sich. Der permanente Redefluss unserer russischen Fremdenführerin tat ein Übriges. Besonders beeindruckend war natürlich der "Rote Platz", an welchen das riesige Gelände des "Kreml" grenzt. Einen Besuch des ebenfalls dort befindlichen "Lenin-Mausoleums" wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Nach moderater Wartezeit und Durchsuchung beim Einlass (keine Kameras erlaubt) konnten wir schließlich unter den strengen Blicken der Wachsoldaten (stehenbleiben verboten) am beleuchteten Kristallsarg Lenins vorüberschreiten. Natürlich gibt es über diese ehemals wichtigste Sehenswürdigkeit der Sowjetunion zahlreiche amüsante Geschichten. Darunter auch folgende: Als vor einigen Jahren ein Lenin-Look-Alike Contest stattgefunden hatte, der Sieger unter mysteriösen Umständen verschwand und das Mausoleum zeitgleich für mehrere Tage geschlossen blieb, erstrahlte die Leiche Lenins danach wieder in neuem Glanz ;)
Nach Beendigung der Sightseeing-Tour bezogen wir unsere Zimmer im Hotel Kosmos, wo wir uns eine kurze Ruhepause gönnten. Am Abend zogen wir dann mit einer kleinen Gruppe unter Führung dreier ortskundiger russischer Mädels, Bekannte unseres mitreisenden Holländers Thijs, durch mehrere Kneipen und Bars. Am Ende landeten wir schließlich in einem Club namens "Propaganda", wo wiedermal ausgiebig gefeiert wurde...

Nach einer kurzen Nacht stand am Vormittag des sechsten Tages eine geführte Tour auf dem Gelände des "Kreml" auf dem Programm. Danach hatten wir Zeit Moskau auf eigene Faust zu Fuß bzw per U-Bahn zu erkunden. Allerdings musste man an diesem Tag, dem 04.11. (Tag der Einheit des Volkes), einem der Nationalfeiertage in Russland, selbst als Fußgänger mitunter weite Umwege in Kauf nehmen, da ungefähr die halbe Stadt durch ein riesiges Polizei- und Militäraufgebot gesperrt wurde. Der Rote Platz war weiträumig abgeriegelt und auf zahlreichen Straßen war aufgrund improvisiert anmutender Straßensperren durch LKWs kein Durchkommen mehr, zumindest für den Autoverkehr. Was genau am Roten Platz selbst eigentlich stattfand, wusste keiner so genau... Wir entschieden uns schließlich der "Tretjakow-Galerie", dem größten Museum russischer nationaler Kunst, noch einen Besuch abzustatten. Für den Abend hatten wir Karten fürs Ballett im "Bolschoi-Theater". Aufgeführt wurde "Giselle". Sehr beeindruckend! Und das trotz ziemlich mieser Plätze ganz oben am Rand. Da wurden wir mit umgerechnet 40EUR Eintrittspreis als Touristen wohl wieder mal über den Tisch gezogen, was uns allerdings nicht mehr verwunderte, hatten wir doch schon in den vergangenen Tagen die "beiden Preissysteme" Russland kennengelernt - eines für die Russen und eines für die Ausländer/Touristen. Desöfteren gibt es sogar unterschiedliche Kassen für ein und dieselbe Attraktion... Nach dem Ballett bestiegen wir wieder unseren Bus voller Erwartung des bevorstehenden zweiten Overnight Drives zurück nach St. Petersburg ;) Immerhin wurden wir - zu Ehren des Feiertages - noch mit einem fulminanten Feuerwerk verabschiedet...




Na
ch wenigen Stunden Schlaf (wenn man diesen im heftig schaukelnden Bus überhaupt als solchen bezeichnen kann) erreichten wir am Morgen des siebten Tages wieder St. Petersburg. Den Tag verbrachten wir mit der weiteren Erkundung der Stadt, es gab ja doch noch so einiges, was wir noch nicht gesehen hatten. Hervorzuheben wäre dabei der tolle Blick, der sich uns bei bestem Wetter von der Kolonnade der "Isaakskathedrale" auf die Stadt bot, sowie das ehemalige russische Kriegsschiff "Aurora", das heute ein Museum beherbergt. Abends sollte zum Abschluß noch einmal anständig gefeiert werden. Nach einer Pre-Party in unserem Hotel gings dann (fast) mit der kompletten Gruppe in den Club "Revolution", wo bis in die frühen Morgenstunden die Post abging...





Nach nur ein oder zwei Stunden Schlaf hieß es dann am achten Tag schon wieder aufstehen und abfahren. Die Rückreise nach Finnland verlief ohne Zwischenfälle, die meiste Zeit hab ich wohl eh gepennt. An der russisch-finnischen Grenze konnten im Duty-Free-Shop für die letzten verbliebenen Rubel noch billiger Wodka und unser bevorzugter Minttu erworben werden. In Turku legte dann am Abend wieder die Fähre Richtung Stockholm ab. Aufgrund des anstrengenden Kultur- und Partyprogramms der vergangenen Tage und des damit einhergehenden akuten Schlafmangels wollte an diesem letzten Abend allerdings keine so rechte Feierstimmung mehr aufkommen und wir legten uns relativ zeitig in unsere Kojen.

Tag neun beinhaltete nur noch die Ankunft in Stockholm und die Rückreise per Bus nach Linköping... Anschließend schlafen... :)

Fazit: Alles in allem ein wirklich grandioser Trip! Russland, ein Land das sich doch in vielerlei Hinsicht von dem unterscheidet, was ich bisher kennengelernt habe. Moskau und St. Petersburg, zwei beindruckende, riesige Städte. Die zwei Tage in Moskau waren leider etwas wenig, gerne hätte ich noch mehr von dem gesehen, was diese Stadt noch so alles zu bieten hat. Insgesamt eine durchwegs gelungene Mischung aus Kultur und Party, das Ganze zusammen mit einer Gruppe cooler Leute, top!

2007-11-11

Was in den letzten beiden Monaten so alles passierte (Teil 2)

Und hier folgt auch schon die Fortsetzung:

Kräftskiva bei Dominik, 26.09.
Krebsessen in Dominiks Korridor, sehr lecker! Traditionell wird dazu jede Menge Schnaps getrunken. Es wurde ein dementsprechend lustiger Abend...































Klausurenphase ht1
Anfang Oktober gings dann auch schon so langsam auf die Klausuren zu, die das Ende der 1. Periode (ht1) des Herbst-/Wintersemesters einläuteten. Nachdem wir auf dem Kravall der Austauschstudenten "Intervallen" ein letztes Mal ausgiebig gefeiert hatten, wurden anschließend die Partyaktivitäten merklich zurückgefahren. Ein bissl was wollte ja dann doch mal gelernt sein. Unser Gruppenprojekt im Kurs "Engineering Materials - Optimization of Materials" musste endlich zum Abschluß gebracht und die Präsentation der Ergebnisse vorbereitet werden. Wenige Tage später folgte auch schon die dazugehörige Klausur, welche wirklich easy war und auch dementsprechend gut lief. Meine zweite Klausur in "Operations Strategy" eine Woche später war zwar schon etwas anspruchsvoller, stellte aber dennoch dank halbwegs guter Vorbereitung kein größeres Problem dar.



Endi zu Besuch, 23.10. - 28.10.
Direkt am auf meine letzte Klausur folgenden Tag kam auch schon Endi aus Deutschland eingeflogen. Dienstag abend war wiedermal HG (Herrgår'n) angesagt. Endlich mal wieder Feiern nach der ganzen Lernerei ;)

Am Mittwoch entschieden wir uns bei strahlendem Sonnenschein spontan einen Ausflug auf den Spuren Astrid Lindgrens zu machen - Tobi und zwei Kumpels, die ihn ebenfalls gerade besuchten, waren mit von der Partie. Mit meinem Golf gings zuerst ins ca. 100 km südlich gelegene Vimmerby, wo Astrid Lindgren aufwuchs. Unsere Reise führte uns weiter nach Bullerbyn - Drehort der gleichnamigen Filme - und schließlich nach Katthult, wo wir die Häuser aus den Michel-Filmen begutachten konnten. Sogar die geschnitzten Holzfiguren im Tischlerschuppen waren vorhanden.
Am späten Nachmittag beschlossen wir dann noch einen Abstecher an die Ostküste nach Västervik zu machen, wo wir genau passend zum Sonnenuntergang eintrafen. Anschließend schafften wir es sogar noch rechtzeitig zum allmittwöchentlichen Saunagang zurück nach Linköping.





































Am Donnerstag machten Endi und ich uns dann auf nach Stockholm. Da wir es im Vorfeld leider versäumt hatten, uns rechtzeitig um eine Unterkunft zu bemühen, waren natürlich alle Jugendherbergen im Zentrum bereits ausgebucht und wir mieteten uns im "Hotell Västberga" ein, welches in einem ziemlich heruntergekommenen Industriegebiet südlich des Zentrums ansässig ist. Allerdings ist Gamla Stan von dort aus mit der Tunnelbana (U-Bahn) in wenigen Minuten erreichbar. Das "Hotel" an sich war eigentlich ganz okay (sogar inkl Frühstück), als wir am zweiten Tag allerdings folgenden Zettel an der Tür zwei Zimmer neben dem unseren vorfanden, zogen wir es fortan vor unsere Wertsachen immer bei uns zu tragen.
Donnerstag abend wählten wir anstatt richtig wegzugehen die gemütliche Variante und zogen durch die Kneipenstraße Södermalms.

Freitag stand natürlich wiedereinmal Sightseeing auf dem Programm, wobei ich so manches davon ja bereits gesehen hatte. Da man in Stockholm bekanntermaßen sehr gut Einkaufen kann, nutzte ich zudem diese Gelegenheit mir ein paar neue Klamotten zuzulegen. Trotz leichter Müdigkeit vom vielen Herumlaufen tagsüber wollten wir es uns abends natürlich nicht entgehen lassen, das Nachtleben Stockholms ausgiebig zu testen. Unser Wahl fiel schließlich auf die "SpyBar", ein etwas noblerer Club direkt am Stureplan, dem Zentrum des Nachtlebens. Die Preise waren dementsprechend hoch, dennoch wurde es insgesamt ein sehr gelungener Abend. Erst in den frühen Morgenstunden kehrten wir per Taxi (teuer, großer Nachteil wenn man nicht zentrumsnah wohnt) in unsere Absteige zurück. Fazit: Stockholm hat vom Nachtleben her doch so einiges zu bieten, man sollte sich jedoch auf einen eher teueren Abend einstellen...

Nach einigen Stunden Schlaf schlenderten wir am Samstag dann noch gemütlich durch Östermalm und besuchten das Vasa-Museum - für mich auch beim zweiten Mal noch sehenswert, doch liebe zukünftige Besucher, jetzt reichts mir dann doch und ihr müsst da alleine hin, falls ihr es unbedingt sehen wollt ;) Gegen Abend fuhren wir schließlich wieder zurück nach Linköping und Endi trat Sonntag morgen seinen Heimflug an...



Alles in allem sehr coole Tage, Endi wollte aufgrund der vielen gutaussehenden Frauen, die dir hier in Schweden ständig über den Weg laufen, gar nicht mehr zurück nach Deutschland ;)

2007-11-10

Was in den letzten beiden Monaten so alles passierte (Teil 1)

Da inzwischen über zwei Monate vergangen sind, seitdem ich an dieser Stelle etwas von mir habe hören lassen (ich bitte meine akute Schreibfaulheit zu entschuldigen), ist es jetzt allerhöchste Zeit für einen neuen Eintrag bzw neue Einträge. Und es gibt natürlich wieder so einiges zu berichten. Dabei werde ich der Einfachheit halber chronologisch vorgehen und in aller Kürze die wichtigsten Ereignisse beginnend ab Anfang September aufarbeiten, das Ganze in zwei Teilen und garniert mit einigen Bildern. Im darauffolgenden Post werde ich dann ausführlicher über unseren Road Trip to Russia berichten, von dem ich letzten Mittwoch wieder wohlbehalten heimgekehrt bin.



Korridorparty, 08.09.
Unser Korridor lud zur Fete unter dem Motto "svart och vit" (black and white). Alles in allem eine wirklich fette Party, gefeiert wurde bis morgens um 7.
































Auf dem Bild oben rechts übrigens meine beiden schwedischen Mitbewohnerinnen Anna-Lotta und Karin, unten rechts meine Mitbewohnerin Regina aus Österreich.





Mein Geburtstag, 12.09.
Eine kleine aber feine Party in unserem Korridor, nice!
An dieser Stelle nochmals vielen Dank für die zahlreichen Glückwünsche, die mich aus der Heimat und aus aller Welt erreicht haben.



Einschub: Mein Corridorroom, Alsättersgatan 15 C.12
Damit ihr euch mal ein Bild machen könnt, wo ich hier so lebe. Die Bilder sind noch aus der Anfangszeit, auch zu sehen an den grünen Bäumen vor meinem Fenster. Inzwischen hats schon etwas geschneit und ist richtig kalt.
























Trip nach Helsinki und Stockholm, 21.09. - 23.09.
Zu acht starteten wir - Katrin, Lizzi, Andre, Felix, Flo, Matze, Steffen und ich, diesmal eine rein deutsche Reisegruppe - mit dem Bus Richtung Stockholm. Unsere Fähre "MS Gabriella" der Gesellschaft Viking Line legte um 16:45 schwedischer Zeit ab und wir konnten an Deck eine tolle Hafenausfahrt durch den riesigen Schärengarten vor Stockholms Küste bei untergehender Sonne genießen. Nachdem wir ausgiebig dem sehr guten (aber auch ziemlich teuren) Buffet zugesprochen hatten, widmeten wir uns dem reichhaltigen Unterhaltungsangebot an Bord - "Fun Club" mit Live-Musik, Casino und Disco "Music Garden (wo es allerdings erst zu späterer Stunde halbwegs voll wurde). Sehr amüsant war auch das an diesem Abend stattfindende "Oktoberfest". Eine ungarische Band namens "Pilistaler Echo" versuchte sich an Musikantenstadl-Hits. Da uns all diese Möglichkeiten allerdings weniger zusagten, starteten wir erstmal unsere eigene Party in einer unserer engen 4-Mann-Kabinen unterster Kategorie, ganz unten im Bauch des Schiffes noch unter dem Autodeck und wohl direkt neben dem Maschinenraum gelegen ;) Alles in allem wurde es noch ein sehr lustiger Abend - was nicht zuletzt auch auf den reichlichen Genuß des legendären Minttu zurückzuführen ist - und wir machten abschließend doch noch die Disco unsicher.

Nach wenigen Stunden Schlaf legten wir schließlich am nächsten Morgen um 10:00 finnischer Zeit in Helsinki an. Leider erwartete uns sehr regnerisches Wetter. Trotzdem zogen wir mehr oder weniger unser Sightseeing-Programm durch - der weithin sichtbare Dom als das wohl bekannteste Wahrzeichen der Stadt, diverse andere Kirchen und, aufgrund des noch immer anhaltenden Regens, eine Stadtrundfahrt mit der Trambahn. Glücklicherweise besserte sich das Wetter gegen Nachtmittag zunehmend und wir konnten abschließend noch gemütlich durch die Straßen Helsinkis flanieren. Um 17:00 legte unsere Fähre schließlich wieder Richtung Schweden ab und eine zweite, nicht ganz so lange Partynacht folgte.



















Am nächsten Morgen reiste die Hälfte unserer Gruppe von Stockholm direkt nach Linköping zurück. Somit nur noch zu viert verbrachten wir einen interessanten Tag in Stockholm bei bestem Wetter. Stadshuset (mit tollem Ausblick vom Turm), Gamla Stan, Wachwechsel vor dem königlichen Schloss und Vasamuseet standen auf dem Programm. Ziemlich geschafft kamen wir schließlich gegen Abend wieder in Linköping an. Insgesamt ein toller Trip mit zwei interessanten, sehenswerten Städten, insbesondere Stockholm hat mir sehr gut gefallen...










2007-09-02

Erste Monatsbilanz - Feiern, Reisen und Studieren

Nun bin ich schon über einen Monat hier! Daher ist es wohl wiedereinmal an der Zeit euch bzgl meiner neuesten Erlebnisse hier im schönen Schweden auf dem Laufenden zu halten. Seit meinem letzten Post sind ja bereits einige Tage vergangen, was sich wohl auf eine akute Schreibfaulheit meinerseits zurückführen lässt. Allerdings kann ich zu meiner Verteidigung vorbringen, dass ich doch auch sehr mit anderen Dingen beschäftigt war. Am besten werde ich das Ganze chronologisch angehen und mich dabei auf die Highlights beschränken, da eine zu ausführliche Darstellung zum einen zu viel meiner kostbaren Zeit verzehren würde als auch selbst beim geneigten Leser vermutlich ein gewisse Langeweile hervorrufen dürfte;)

Am Donnerstag, den 16.08. brachen wir - Milla, Chris, Dominik, Steffen, Tobi und ich - mit zwei Autos zu einem viertägigen Roadtrip rund um Schwedens größte Seen, Vänern und Vättern, auf. Leider machte uns am ersten Tag das Wetter teilweise einen Strich durch die Rechnung. Aufgrund wiederholter Regenschauer, welche sich zwischenzeitlich zu heftigem Platzregen steigerten, mussten wir auf unseren geplanten Besuch des Nationalparks Tiveden verzichten und beschlossen stattdessen die Festung des Garnisonsorts Karlsborg, gelegen am Nordwestufer des Vättern, zu besichtigen. Auf unserer Weiterreise Richtung Etappenziel Säffle am Westufer des Vänern machten wir unterwegs noch im Nationalpark Garphyttan halt, wurden bei unserer dortigen kurzen Wanderung allerdings prompt wieder von einem Regenschauer überrascht. Gegen Abend wurde das Wetter aber dann zunehmend besser und unser abendliches Barbecue am Campingplatz in Säffle konnte wie geplant stattfinden. Unsere Stugga, in der wir unser Nachtquatier bezogen, lag fast direkt am See, was uns am nächsten Morgen dazu veranlasste kurz in die Fluten zu springen. Allerdings ist das Wasser des Vänern - größter See Schwedens und mit ca. 5650km2 mehr als doppelt so groß wie das Saarland, an dieser Stelle einen schönen Gruß an Christoph;) - selbst im August extrem kalt. Unsere Reise führte uns anschließend weiter zum Aquädukt von H°averud, ein Meisterwerk schwedischer Ingenieurskunst: Eine 32m lange Brücke führt den Dalslandskanal über den Fluss Upperrrudsälven (d.h. Schiffe, die den Kanal befahren, überqueren auch diese Brücke), darüber verlaufen noch eine Eisenbahn- sowie eine Straßenbrücke. War wirklich sehenswert! Danach gings weiter am Westufer des Vänern entlang, anschließend ans Meer hinüber und an der Schärenküste weiter nach Süden. Dabei überquerten wir mehrere vorgelagerte, größere Inseln (landschaftlich sehr beeindruckend!) bis wir schließlich unseren Campingplatz nahe/in Göteborg erreichten. Am Abend des zweiten Tages wurde selbstverständlich das Nachtleben Göteborgs erkundet, weshalb wir uns am nächsten Tag erst wieder gegen Mittag im Stande fühlten unsere Reise fortzusetzen. Zuerst verbrachten wir aber natürlich noch einige Stunden mit einem gemütlichen Stadtrundgang in Göteborg bei Tag. Mit allzuvielen Sehenswürdigkeiten kann Schwedens zweitgrößte Stadt zwar nicht aufwarten, doch versprüht Göteborg durchaus ein angenehmes Großstadtflair. Erwähnenswert ist vielleicht noch eine Kneipe namens "Delirium", in der angeblich über 2000 Biersorten aus aller Welt ausgeschenkt werden. Da konnten wir natürlich nicht ohne weiteres vorbeigehen. Nach einem stärkenden Bier jamaikanischer Herkunft traten wir dann unsere Weiterreise Richtung Mariestad, gelegen am Ostufer des Vänern, an. Dort erwartete uns abends der schönste der drei Campingplätze unseres Trips, Grillen direkt am See inklusive tollem Sonnenuntergang und beeindruckendem Sternenhimmel. Gegen Mittag des vierten Tages traten wir dann wieder unsere Heimreise Richtung Linköping an, machten unterwegs allerdings doch noch im Nationalpark Tiveden halt. Diesmal war der Wettergott uns wohlgesonnen und wir konnten eine dreistündige Wanderung durch die unberührte Natur unternehmen. Erstaunlich war die dort herrschende absolute Stille, nicht einmal Vögel waren zu hören. Nach insgesamt über 1100km Fahrt trafen wir schließlich gegen Abend wieder wohlbehalten in Linköping ein. Fazit: Jede Menge Spaß und die beeindruckende schwedische Landschaft machten diesen Trip zu einem unvergesslichen Erlebnis...

In der darauffolgenden Woche stand dann mein erster "Kravall" auf dem Programm: "München Hoben 2007" (wir konnten allerdings keinen Schweden finden, der wusste was "Hoben" eigentlich bedeutet; die Schweden gingen vielmehr davon aus, dass dies ein deutsches Wort sei). Ein Kravall ist eine (ziemlich große) Studentenparty, auf denen der Großteil der Studenten in mit diversen Aufnähern dekorierten, meist versifften Overalls herumläuft. Dabei hat jede Fakultät ihre eigene Overallfarbe. Inzwischen habe ich mir natürlich auch einen Overall bestellt (Photos folgen dann wohl beim nächsten Kravall). Meist muss man bereits einige Tage zuvor mehrere Stunden queuen um überhaupt eine Karte für ein solches Event zu ergattern. In diesem Fall musste ich "nur" 2,5h anstehen - dieses Schlangestehen-Ding hier in Schweden werde ich vermutlich nie ganz nachvollziehen, geschweige denn den Spaß, den es den Schweden augenscheinlich macht, teilen können;) Ein weiterer ungewohnter Aspekt ist, dass es mit dem Feiern oft schon relativ früh los geht. So begann der Kravall bereits um 17Uhr, wodurch wir uns gezwungen sahen uns bereits 1,5h zuvor anzustellen (trotz Karte!) um dann pünktlich zu Beginn eingelassen zu werden und einen der begehrten, streng limitierten;) Maßkrüge zu ergattern, in denen das 4,5%ige Mellanöl ausgeschenkt wurde. Der frühe Beginn führte natürlich dazu, dass die meisten Besucher bereits um 20Uhr mindestens angetrunken waren. Später gabs dann auch noch Live-Musik von den "Sahara Hotnights". Endlich kann ich euch nun auch Bilder von großbusigen, blonden Schwedinnen präsentieren. Christoph, Conrad, Max und wer sonst noch danach verlangt hatte, ich hoffe ich treffe damit euren Geschmack;) Wenns so früh los geht ist natürlich auch relativ früh Ende, so gegen 1Uhr. Danach bin ich allerdings noch auf einer After-Party bei einem Schweden versumpft, was dazu führte, dass ich dann doch erst früh morgens ins Bett kam. Leider hieß es bereits nach wenigen Stunden Schlaf wieder aufstehen, da um 12Uhr die mündliche Prüfung meines Schwedischkurses angesetzt war. Mein erster Satz "Jag är bakfull." ("Ich habe einen Kater.") beschrieb dann auch sehr treffend meinen Zustand. Die Prüfung lief trotzdem ganz gut...

Auch an vielen anderen Tagen wurde natürlich gut gefeiert. Irgendwas geht eigentlich (fast) immer, sei es Korridorparty, Studentenpub ("Herrg°ar'n" hier in Ryd bzw "Flamman", anderes Wohnheim) , "Plat°a" in der Stadt, ... Wie Flo auch schon in seinem Blog aus Lund berichtet hat, lernt man ständig wieder neue Leute kennen und es wird immer schwieriger all die Namen auch nur halbwegs im Gedächtnis zu behalten;)

Damit wären die Punkte Reisen und Feiern fürs Erste einmal abgehakt und ich möchte abschließend noch ein paar Worte zum Studium hier verlieren. Direkt im Anschluss an unseren dreiwöchigen Sprachkurs ging bereits am 24.08. das Semester (bzw die erste Periode des Semesters, welches sich hier in Schweden immer in zwei Perioden mit jeweils eigenen Vorlesungen und eigener Prüfungsphase aufteilt) offiziell los. Wie geplant höre ich zwei Vorlesungen, von denen die eine bisher allerdings eher enttäuscht, was auf die miserablen didaktischen Fähigkeiten des Profs zurückzuführen ist. Die Thematik an sich ist allerdings ganz interessant und unser Gruppenprojekt klingt auch nach Abwechslung im Vergleich zu dem, was man so aus Karlsruhe gewohnt ist. Die andere Vorlesung hinterlässt dagegen einen deutlich vielversprechenderen Eindruck. Höchstwahrscheinlich werde ich noch eine dritte Vorlesung dazuwählen, die mich thematisch interessiert. Zudem habe ich glücklicherweise doch noch einen Platz im Schwedisch Kurs Level 2 bekommen und kann somit meine Kenntnisse weiter vertiefen. Es gibt also doch so einiges zu tun, zumal man zwischenzeitlich immer wieder Gruppenarbeiten erledigen, zur Vorbereitung auf Seminare diverse Papers lesen oder Cases bearbeiten muss. Läuft also doch etwas anders als in Deutschland, macht aber bisher durchaus Spaß!

Das solls erstmal wieder gewesen sein für die nächste Zeit...
Beste Grüße an alle in der Heimat zurückgebliebenen und alle auf der Welt verstreuten, die hier ab und zu mal reinschauen! Haut rein!