2007-09-02

Erste Monatsbilanz - Feiern, Reisen und Studieren

Nun bin ich schon über einen Monat hier! Daher ist es wohl wiedereinmal an der Zeit euch bzgl meiner neuesten Erlebnisse hier im schönen Schweden auf dem Laufenden zu halten. Seit meinem letzten Post sind ja bereits einige Tage vergangen, was sich wohl auf eine akute Schreibfaulheit meinerseits zurückführen lässt. Allerdings kann ich zu meiner Verteidigung vorbringen, dass ich doch auch sehr mit anderen Dingen beschäftigt war. Am besten werde ich das Ganze chronologisch angehen und mich dabei auf die Highlights beschränken, da eine zu ausführliche Darstellung zum einen zu viel meiner kostbaren Zeit verzehren würde als auch selbst beim geneigten Leser vermutlich ein gewisse Langeweile hervorrufen dürfte;)

Am Donnerstag, den 16.08. brachen wir - Milla, Chris, Dominik, Steffen, Tobi und ich - mit zwei Autos zu einem viertägigen Roadtrip rund um Schwedens größte Seen, Vänern und Vättern, auf. Leider machte uns am ersten Tag das Wetter teilweise einen Strich durch die Rechnung. Aufgrund wiederholter Regenschauer, welche sich zwischenzeitlich zu heftigem Platzregen steigerten, mussten wir auf unseren geplanten Besuch des Nationalparks Tiveden verzichten und beschlossen stattdessen die Festung des Garnisonsorts Karlsborg, gelegen am Nordwestufer des Vättern, zu besichtigen. Auf unserer Weiterreise Richtung Etappenziel Säffle am Westufer des Vänern machten wir unterwegs noch im Nationalpark Garphyttan halt, wurden bei unserer dortigen kurzen Wanderung allerdings prompt wieder von einem Regenschauer überrascht. Gegen Abend wurde das Wetter aber dann zunehmend besser und unser abendliches Barbecue am Campingplatz in Säffle konnte wie geplant stattfinden. Unsere Stugga, in der wir unser Nachtquatier bezogen, lag fast direkt am See, was uns am nächsten Morgen dazu veranlasste kurz in die Fluten zu springen. Allerdings ist das Wasser des Vänern - größter See Schwedens und mit ca. 5650km2 mehr als doppelt so groß wie das Saarland, an dieser Stelle einen schönen Gruß an Christoph;) - selbst im August extrem kalt. Unsere Reise führte uns anschließend weiter zum Aquädukt von H°averud, ein Meisterwerk schwedischer Ingenieurskunst: Eine 32m lange Brücke führt den Dalslandskanal über den Fluss Upperrrudsälven (d.h. Schiffe, die den Kanal befahren, überqueren auch diese Brücke), darüber verlaufen noch eine Eisenbahn- sowie eine Straßenbrücke. War wirklich sehenswert! Danach gings weiter am Westufer des Vänern entlang, anschließend ans Meer hinüber und an der Schärenküste weiter nach Süden. Dabei überquerten wir mehrere vorgelagerte, größere Inseln (landschaftlich sehr beeindruckend!) bis wir schließlich unseren Campingplatz nahe/in Göteborg erreichten. Am Abend des zweiten Tages wurde selbstverständlich das Nachtleben Göteborgs erkundet, weshalb wir uns am nächsten Tag erst wieder gegen Mittag im Stande fühlten unsere Reise fortzusetzen. Zuerst verbrachten wir aber natürlich noch einige Stunden mit einem gemütlichen Stadtrundgang in Göteborg bei Tag. Mit allzuvielen Sehenswürdigkeiten kann Schwedens zweitgrößte Stadt zwar nicht aufwarten, doch versprüht Göteborg durchaus ein angenehmes Großstadtflair. Erwähnenswert ist vielleicht noch eine Kneipe namens "Delirium", in der angeblich über 2000 Biersorten aus aller Welt ausgeschenkt werden. Da konnten wir natürlich nicht ohne weiteres vorbeigehen. Nach einem stärkenden Bier jamaikanischer Herkunft traten wir dann unsere Weiterreise Richtung Mariestad, gelegen am Ostufer des Vänern, an. Dort erwartete uns abends der schönste der drei Campingplätze unseres Trips, Grillen direkt am See inklusive tollem Sonnenuntergang und beeindruckendem Sternenhimmel. Gegen Mittag des vierten Tages traten wir dann wieder unsere Heimreise Richtung Linköping an, machten unterwegs allerdings doch noch im Nationalpark Tiveden halt. Diesmal war der Wettergott uns wohlgesonnen und wir konnten eine dreistündige Wanderung durch die unberührte Natur unternehmen. Erstaunlich war die dort herrschende absolute Stille, nicht einmal Vögel waren zu hören. Nach insgesamt über 1100km Fahrt trafen wir schließlich gegen Abend wieder wohlbehalten in Linköping ein. Fazit: Jede Menge Spaß und die beeindruckende schwedische Landschaft machten diesen Trip zu einem unvergesslichen Erlebnis...

In der darauffolgenden Woche stand dann mein erster "Kravall" auf dem Programm: "München Hoben 2007" (wir konnten allerdings keinen Schweden finden, der wusste was "Hoben" eigentlich bedeutet; die Schweden gingen vielmehr davon aus, dass dies ein deutsches Wort sei). Ein Kravall ist eine (ziemlich große) Studentenparty, auf denen der Großteil der Studenten in mit diversen Aufnähern dekorierten, meist versifften Overalls herumläuft. Dabei hat jede Fakultät ihre eigene Overallfarbe. Inzwischen habe ich mir natürlich auch einen Overall bestellt (Photos folgen dann wohl beim nächsten Kravall). Meist muss man bereits einige Tage zuvor mehrere Stunden queuen um überhaupt eine Karte für ein solches Event zu ergattern. In diesem Fall musste ich "nur" 2,5h anstehen - dieses Schlangestehen-Ding hier in Schweden werde ich vermutlich nie ganz nachvollziehen, geschweige denn den Spaß, den es den Schweden augenscheinlich macht, teilen können;) Ein weiterer ungewohnter Aspekt ist, dass es mit dem Feiern oft schon relativ früh los geht. So begann der Kravall bereits um 17Uhr, wodurch wir uns gezwungen sahen uns bereits 1,5h zuvor anzustellen (trotz Karte!) um dann pünktlich zu Beginn eingelassen zu werden und einen der begehrten, streng limitierten;) Maßkrüge zu ergattern, in denen das 4,5%ige Mellanöl ausgeschenkt wurde. Der frühe Beginn führte natürlich dazu, dass die meisten Besucher bereits um 20Uhr mindestens angetrunken waren. Später gabs dann auch noch Live-Musik von den "Sahara Hotnights". Endlich kann ich euch nun auch Bilder von großbusigen, blonden Schwedinnen präsentieren. Christoph, Conrad, Max und wer sonst noch danach verlangt hatte, ich hoffe ich treffe damit euren Geschmack;) Wenns so früh los geht ist natürlich auch relativ früh Ende, so gegen 1Uhr. Danach bin ich allerdings noch auf einer After-Party bei einem Schweden versumpft, was dazu führte, dass ich dann doch erst früh morgens ins Bett kam. Leider hieß es bereits nach wenigen Stunden Schlaf wieder aufstehen, da um 12Uhr die mündliche Prüfung meines Schwedischkurses angesetzt war. Mein erster Satz "Jag är bakfull." ("Ich habe einen Kater.") beschrieb dann auch sehr treffend meinen Zustand. Die Prüfung lief trotzdem ganz gut...

Auch an vielen anderen Tagen wurde natürlich gut gefeiert. Irgendwas geht eigentlich (fast) immer, sei es Korridorparty, Studentenpub ("Herrg°ar'n" hier in Ryd bzw "Flamman", anderes Wohnheim) , "Plat°a" in der Stadt, ... Wie Flo auch schon in seinem Blog aus Lund berichtet hat, lernt man ständig wieder neue Leute kennen und es wird immer schwieriger all die Namen auch nur halbwegs im Gedächtnis zu behalten;)

Damit wären die Punkte Reisen und Feiern fürs Erste einmal abgehakt und ich möchte abschließend noch ein paar Worte zum Studium hier verlieren. Direkt im Anschluss an unseren dreiwöchigen Sprachkurs ging bereits am 24.08. das Semester (bzw die erste Periode des Semesters, welches sich hier in Schweden immer in zwei Perioden mit jeweils eigenen Vorlesungen und eigener Prüfungsphase aufteilt) offiziell los. Wie geplant höre ich zwei Vorlesungen, von denen die eine bisher allerdings eher enttäuscht, was auf die miserablen didaktischen Fähigkeiten des Profs zurückzuführen ist. Die Thematik an sich ist allerdings ganz interessant und unser Gruppenprojekt klingt auch nach Abwechslung im Vergleich zu dem, was man so aus Karlsruhe gewohnt ist. Die andere Vorlesung hinterlässt dagegen einen deutlich vielversprechenderen Eindruck. Höchstwahrscheinlich werde ich noch eine dritte Vorlesung dazuwählen, die mich thematisch interessiert. Zudem habe ich glücklicherweise doch noch einen Platz im Schwedisch Kurs Level 2 bekommen und kann somit meine Kenntnisse weiter vertiefen. Es gibt also doch so einiges zu tun, zumal man zwischenzeitlich immer wieder Gruppenarbeiten erledigen, zur Vorbereitung auf Seminare diverse Papers lesen oder Cases bearbeiten muss. Läuft also doch etwas anders als in Deutschland, macht aber bisher durchaus Spaß!

Das solls erstmal wieder gewesen sein für die nächste Zeit...
Beste Grüße an alle in der Heimat zurückgebliebenen und alle auf der Welt verstreuten, die hier ab und zu mal reinschauen! Haut rein!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Servas!
Das klingt ja alles ganz sauber :-) Sind denn die Kontakte auch schwedischer Herkunft oder nur ERASMUS-Hanselns wie ihr? *gg*
Wer ist eigentlich die Blndine, die dir auf dem Foto so sanft mit der Hand durchs volle Haar streicht? ;-)

Conrad-C. Bloser hat gesagt…

Lieber Wende,

wie ich deinem Bericht entnehmen kann, lässt du es dir auch gut gehen, so ist es recht!
Leider geht das mit der schwedischen Blondine gar nicht in Ordnung...da muss noch nachgebessert werden.

Hau rein!

COnrad

Anonym hat gesagt…

Hi Wende!

Wie ich lese hast du ne Menge Spaß und auch schon was vom Lande gesehn. Ich plan grad auch meinen Trip, den ich nun zum Glück nicht alleine machen muss, denn ein Kumpel hat sich kurzfristig entschlossen mitzukommen!!! Kannst mir nen Ort zum Kanu fahren sagen? Gibt so viele, naja, ich denke, dass wir irgendwo bei Göteborg die Schären unsicher machen. Hier fliegen wir am 10.10 los und landen in Göteborg, am 16.10 geht's dann von Stockholm wieder nach Deutschland. Ich denke, dass wir uns so um den 14. rum nach Linköping vorgearbeitet haben werden. Ich geb dir aber noch genauer BEscheid! Brauchst du irgendwas aus Deutschland? Wenn ich noch Platz hab bring ich sehr gern was mit!

Grüße
Lisa